Der Blick vom Weissenstein
In Zeiten von Corona vom "krönenden" Abschluss zu sprechen, mag sich etwas sarkastisch anhören. Doch wir meinen es natürlich nicht so, sondern freuen uns über eine aus verschiedener Sicht höchst gelungene Serie, unter Mitwirkung zahlreicher Persönlichkeiten aus dem Weissenstein-Netzwerk. Doch auch wir wollen uns nicht aus der Verantwortung stehlen und die unserer Autorenschaft gestellten Fragen ebenfalls beantworten.
Die "Krönung" bezieht sich somit nicht auf unseren eigenen und vorläufig letzten Blick vom Weissenstein, sie gebührt vielmehr allen Mitwirkenden.
Wie geht es Euch?
Uns geht und ging es auch während des Lockdowns sehr gut. Wir konnten uns perfekt organisieren und waren nahezu ohne Einschränkung jederzeit voll operativ und für unsere Kundschaft verfügbar. Neue, inspirierende Ideen wurden umgesetzt, wie z.B. diese Interviewserie.
Wie hat sich Euer Alltag verändert?
Klar, am Anfang war sofort Home Office angesagt. Die erste gemeinsame Zoom Konferenz löste noch etliche Lacher aus, weil halt immer jemand wieder vergass, sich ins Bild zu setzen, das Mikrofon anzustellen oder das Home Office nicht aufgeräumt war. Der Live-Versuch zeigte auch schonungslos auf, wer von uns z.B. einen neuen Laptop benötigt! Zum Arbeiten zu Hause meinen ja Zyniker: Home Office ist No Office. Doch bei uns war gerade das Gegenteil der Fall. Die produktive Präsenzzeit erhöhte sich massiv, nicht nur, weil die Finanzmärkte im März stark korrigierten, sondern auch, weil gute Initiativen und der Kontakt zu den Kunden gerade in turbulenten Phasen jederzeit umgesetzt bzw. aufrechterhalten werden wollen. Die Lockdown-Zeit ging flugs vorüber. Es blieb also gar keine Zeit für den Netflix-Marathon!
Wie habt Ihr seit Anfang März Euer engeres Umfeld erlebt? Hat sich die Qualität dieser Beziehungen verändert?
Die Beziehungen haben sich positiv verändert. Mehr Zeit zu zweit, mehr Zeit für neue Ideen. Und endlich wurde der lange gehegte Versuch, ein anständiges Sauerteigbrot zu backen oder aus einem Stück Holz eine Schale zu drechseln, in die Tat umgesetzt - mit einigem Erfolg sei noch angefügt. Bei Weissenstein habe ich (red. Rolf Kaufmann) Anfang April meine Arbeit aufgenommen. Die Integration verlief sehr harmonisch, und bereits wenige Wochen danach hat sich das Gefühl eingestellt, als wäre ich schon "ewig" hier.
Privat hat sich bei allen im Laufe der Zeit aber doch auch eine gewisse Spaltung im Freundes- und Bekanntenkreis gezeigt: Die einen waren (und sind es vermutlich nach wie vor) ganz auf der Linie der Autoritäten und für die angeordneten Massnahmen. Andere begannen bald einmal, gewisse Dinge zu hinterfragen. Etwas bedauerlich, dass, wer es wagt, kritisch zu hinterfragen, gleich und ziemlich unreflektiert sowie bisweilen relativ barsch in die Ecke der Verschwörungstheoretiker gestellt wurde.
Was sind aus Eurer Sicht die nachhaltigsten Konsequenzen von Corona?
Wir schreiben bald Ende Juni, Corona verlässt allmählich die Bühne der unser aller Leben bestimmenden, täglichen Schlagzeilen. Sieht man - zumindest in der Schweiz - "Maskierte" auf der Strasse oder im ÖV, wirkt das fast etwas befremdlich. Die Börsen haben sich derzeit komplett von der Realwirtschaft abgekoppelt. Negative Aussichten für die Wirtschaft bzw. das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosenzahlen und Unternehmensgewinne werden scheinbar völlig ignoriert, von den Geldeinschüssen der Notenbanken überlagert. Diese Diskrepanz ist mit logischer Analyse fast nicht zu begreifen und mit Begrifflichkeiten wie TINA (There Is No Alternative) oder FOMO (Fear Of Missing Out) nur bedingt begründbar.
In Bezug auf die Nachhaltigkeit wäre zu wünschen, dass die Bevölkerung die vielen guten Vorsätze, die jede und jeder während Corona gefasst hat, auch post-Corona beherzigt, zumindest ansatz- bzw. teilweise.
Gibt es für Euch auch positive Aspekte der Krise?
Ja, sehr viele sogar. Als bestes Beispiel dient dazu unsere Serie "Der Blick vom Weissenstein". In der Entstehung eigentlich simpel, indem wir uns überlegten: "Was machen wohl Frau und Herr ...... in dieser Zeit?" Neugierig, Antworten auf diese Frage zu bekommen, und vereinzelt auch aus einem gewissen Gedanken der Fürsorge gegenüber Personen aus unserem privaten und beruflichen Netzwerk, haben wir die Serie konzipiert. Was mit ein paar einzelnen Themenideen und dem Begriff "Mini-Serie" anfing, weitete sich im Laufe der Zeit zu einer epischen Serie von 33 Interviews aus.
All die spontanen Zusagen empfanden wir als Vertrauensbeweis der verschiedenen Autorinnen und Autoren. Der Austausch mit unseren "Interviewgästen" gestaltete sich ausgesprochen freundschaftlich, anregend und unkompliziert.
Daraus sind Einblicke in den Alltag entstanden, auf die wir viele wunderbare Reaktionen erhalten haben. Als Beispiele: "Ich lese die Serie gerne und lerne dabei Leute kennen, die mir bis dato unbekannt waren." Oder: "Der Blick vom Weissenstein ins Nähkästchen der Porträtierten trägt illustre Noten." Oder: "Die Autorin spricht mir aus dem Herzen."
Der Corona-bedingte Verzicht oder auch nur die Einschränkungen in Bezug auf so manche "Errungenschaft" unserer Zivilisation waren auch für uns zuweilen wohltuend. Die infolge Lockdown wirklich gewonnene (Frei)zeit liess als langweilig, überholt oder unspannend geltende Beschäftigungen auf einmal zu unerwarteter Wertschätzung kommen.
Welches sind die Lehren, die wir aus der Corona-Krise ziehen sollten?
Eine der Autorinnen sagte: "Chi, chi va plan, va san". (Wer langsam geht, geht gesund). Dieses Sprichwort bringt es am besten auf den Punkt.
In vielen Interviews kam ein gewisses Umdenken oder Infragestellen zum Ausdruck, sei das in Bezug auf den eigenen, privaten Konsum, die Freizeitgestaltung oder z.B. die Einstellung zu im Ausland, v.a. in Asien, produzierten Gütern (nicht nur Schutzmaterial). Man darf gespannt sein, ob und wieviel davon in unseren Köpfen hängen bleibt und ob wir unser Verhalten wirklich und nachhaltig ändern werden.
Corona führte zu einer gesteigerten Sensibilisierung in der Gesellschaft, die sich in spontaner und mitunter sehr kreativer Solidarität und Flexibiität während des Lockdowns geäussert hat.
Geradezu eindrücklich war, nennen wir es mal die Beobachtung, was möglich ist, wenn die Verantwortlichen, also eine Regierung, wirklich wollen, weil sie von der Notwendigkeit und Angemessenheit der Massnahmen überzeugt sind oder halt "umständehalber" müssen. Das sollte uns grundsätzlich positiv stimmen und könnte uns angesichts der vielen, auch globalen Probleme, die schon seit Jahren einer Lösung oder wenigstens eines spürbaren Fortschritts harren, eine Lehre sein.
Wie lautet Euer Appell oder Leitsatz an die Öffentlichkeit?
Nutzt die Chance, und lebt die guten Vorsätze - heute und in der Zukunft.
Ein herzliches Dankeschön
Das Schlusswort richten wir an unsere Autorinnen und Autoren sowie an unsere treue Kundschaft und Leserschaft, und zwar in Form des aufrichtigen Dankes für die Mitwirkung, die Offenheit, das Vertrauen und die Loyalität - gerade in dieser schwierigen und für alle herausfordernden Zeit.
Rolf Kaufmann & Marcus H. Bühler
Weissenstein & Partner
Als Finanzdienstleister und Vermögensverwalter verbinden wir die Welt der institutionellen Anleger mit jener von Privatkunden. Bei der Analyse, Umsetzung, Berichterstattung und Preisgestaltung. Die Nähe zum Kunden, die rasche Reaktion im Dialog und Verbindlichkeit in der Ausführung grenzen uns von Mitbewerbern ab. Innovative und kreative Ideen von allen Beteiligten werden geprüft, diskutiert und dann zeitnah umgesetzt. Eine gesunde Unternehmenskultur ist für uns gleichsam Voraussetzung wie Ergebnis und für alle Beteiligten prägend und entscheidend.
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