Brainfood

Die Wirtschaftsschlagzeile der Woche gehört Mario Draghi. Die mit Spannung erwartete Pressekonferenz des EZB Präsidenten bestätigte die Spekulationen der Märkte, dass nach langem Zögern endlich das Ende der ultra lockeren Geldpolitik ins Auge gefasst wird. Die monatlichen Käufe von Anleihen im Wert von EUR 60 Mrd. werden ab Januar 2018 auf EUR 30 Mrd. zurückgefahren, mit einem voraussichtlichen Ende im September 2018. Mit anderen Worten: die Expansion der EZB Bilanz und damit auch derjenigen der SNB geht ungebremst weiter.

Bitcoin - für einmal wollen wir uns nicht mit der Preisentwicklung von Kryptowährungen beschäftigen, sondern das Augenmerk auf eine andere unangenehme Begleiterscheinung der virtuellen Währungen lenken. Die Rechenleistung, die notwendig ist, um Bitcoin Transaktionen abzuwickeln ist extrem energieintensiv. Wie eine Studie feststellt, wird für eine einzige Bitcoin Transaktion soviel Strom benötigt, wie ein Haushalt in einem Monat verbraucht(!).
Wenn man bedenkt, dass aktuell erst rund 250'000 Bitcoin Transaktionen täglich abgewickelt werden und diese Zahl mit den 100 Millionen Zahlungen täglich via VISA vergleicht, dann liegt die Schlussfolgerung nicht fern, dass es so nicht gut kommt.
Sicherlich ist die CO2 Bilanz von Bitcoin & Co. nicht in Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens.

Weitere interessante Fakten zur Energiebilanz von Bitcoin sind hier nachzulesen.

Innovation - eine beachtenswerte Studie zu den Trends in Sachen Innovation unter den 1'000 grössten Firmen der Welt hat PwC publiziert. Was uns aufgefallen ist: Mit Amazon nimmt ein Online Händler mit 16 Mrd. USD Forschungs-ausgaben den Spitzenrang ein. Offensichtlich hat das Unternehmen von Jeff Bezos noch andere Ambitionen als den globalen Detailhandel zu dominieren.

Auf Rang fünf folgt übrigens ein Dinosaurier der Industrie. Volkswagen hat ein R&D Budget von 12 Mrd. USD. Man müsste meinen, dass da in Sachen Innovation mehr drinliegen sollte als Dieselmotoren.

Aufgefallen - England hat nicht nur den Fussball erfunden, sondern zeichnet auch für andere gute Geschichten verantwortlich. Mit Virgin Money haben die Briten das erste börsenkotierte Unternehmen in ihren Reihen, das über eine rein weibliche Führungscrew verfügt. In der Schweiz werden wir das wohl zu unseren Lebzeiten nicht mehr sehen, wenn man diese aktuelle Grafik betrachtet.

Credit Suisse - war das Börsengespräch der Woche. Ein Schweizer Investor will Druck aufbauen, damit sich das Unternehmen in Einzelteile aufspaltet. Auf diese Weise soll für die Aktionäre Mehrwert entstehen. Wer den langfristigen Kursverlauf der Bank anschaut, kann nachvollziehen, dass sogenannte Activist Investors auf den Plan gerufen werden. Es ist ein Trauerspiel, hat aber nicht nur mit Fehlleistungen des Managements, mangelnder  strategischer Weitsicht und Schweiz spezifischen Problemen zu tun. Generell steckt die Branche im Tief. Ein Blick auf die Börsenentwicklung von europäischen Konkurrenten wie UBS, Deutsche Bank, Commerzbank, Unicredit etc. bestätigt den Eindruck.
Die Vermutung, dass es hier einmal mehr um eine Strategie des schnellen Geldes geht, ist gewiss nicht falsch. Und zum Glück ist das Unterfangen als chancenlos zu betrachten. Aber gemütlich sollten es sich die Verantwortlichen nicht machen. Das Umfeld wird hart bleiben und mit den Umbrüchen, die sich durch Digitalisierung und Fintech am Horizont abzeichnen, ist davon auszugehen, dass riesige Finanzkonglomerate wie z.B. die Credit Suisse in 10 Jahren mit oder ohne aktivistische Investoren in der heutigen Form nicht mehr bestehen.

Weekend Brainfood ist unsere Auswahl an Beachtenswertem, das im Verlauf der Woche aufgefallen ist. Kuratiert und teilweise ergänzt mit eigenen Meinungen.

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