KI - Segen oder Fluch?

 

Kann man die epochale Technologie KI sich selbst überlassen, oder kann und muss sie reguliert werden? Some food for thoughts.

In einem Interview mit der NZZ Drei der zehn grössten Tech-Konzerne sollten künftig europäisch sein stimmte die Venture-Investorin Jeannette zu Fürstenberg wenig überraschend dem Vergleich des Aufkommens von KI und jenem des Internet zu. Sie erwähnte zudem die Epoche der Renaissance, in der Europa sich schneller entwickelte als andere Weltregionen und dadurch dank zahlreicher Innovationen zu Wachstum und – eigene Anmerkung: Wohlstand – gelangte. Dies im Gegensatz zur nicht abschliessenden Beurteilung der geplanten Regulierungen im Bereich KI, wo Europa Gefahr laufe (Stichwort Einführung von sog. «Risikoklassen»), gegenüber den USA oder China ins Hintertreffen zu geraten, und damit wie schon in anderen Fällen technologisch zurückbleibe.

Eine Überreaktion?

Der Grund für die (Über)regulierungs-Problematik liegt auf der Hand: Das Schadenspotential im Falle eines Missbrauchs von KI ist aufgrund ihrer universellen Dimension und «Beschaffenheit» immens. Nun man mag einwenden, dass auch vom Internet zahlreiche Gefahren ausgehen. Man denke an Beeinflussung durch Social Media, Fake News oder Cyberkriminalität. Doch wie verhält es sich hier mit der Regulierung? Was will, was kann man regulieren? Und wann verkommt die Regulierung selbst zur Manipulation und damit zu einer unerwünschten Beeinträchtigung z.B. der Meinungsäusserungsfreiheit?

Ein Blick nach vorne

Genauso wie das Internet aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken ist, wird auch KI nicht mehr verschwinden. Und sie wird nicht nur, wie das die Autorin etwas verharmlosend beschreibt (und was nebenbei bemerkt nur schon die zunehmende Digitalisierung mit sich bringt), in Zukunft viele Schreibtischberufe obsolet machen. Wesensbestimmende Eigenschaften und Fähigkeiten wie Kreativität, Fantasie, Humor, Neugier, Empathie usw. bleiben hoffentlich dem Menschen vorbehalten. Das KI-Wettrüsten, das neben der blossen Generierung von Text bzw. Sprache/Audio (z.B. ChatGTP, Gemini) längst auch jene von (bewegten) Bildern (z.B. midjourney, Synthesia, Sora) erfasst hat, lässt indessen erahnen, wohin die Reise geht, u.a. in Kunst, Bildung und Wissenschaften – auch in nahezu allen Bereichen der Wirtschaft, inkl. Finanzbranche. Rufe nach noch mehr Regulierung dürften angesichts des vermehrten Einsatzes von KI lauter werden.

Es soll hier nicht ein Fortschrittsteufel an die Wand gemalt werden, auch die Definition einer angemessenen Regulierung bzw. einer Balance zwischen Machbarem und Erlaubtem kann angesichts der Komplexität der Materie an dieser Stelle nicht gegeben werden. Es erscheint jedoch unumgänglich, dass bei der gegebenen Tragweite von KI und ihrer rasanten Entwicklung, einhergehend mit einer Art künstlichen «Menschwerdung», der Einsatz dieser epochalen Technologie reguliert bzw. kontrolliert erfolgt und nicht sich selbst überlassen wird. Dass diese Forderung nicht zuletzt und vehement von einem Sam Altmann stammt, lässt mehr als aufhorchen, obgleich seine wie auch die Agenda anderer KI-Gurus und -Kenner öfter wechseln und leider nicht immer von hoher Transparenz zeugen.

KI – Segen oder Fluch? Und die Frage der Regulierung: Siri hilf!

Rolf Kaufmann

Partner

 

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