"Investition" - hört sich immer gut an

 

#4 der Serie «In VWL nicht immer aufgepasst»

 

«Investition» - hört sich immer gut an

 

In linken Kreisen hat es sich eingebürgert, aus Kosten, die man dem Steuerzahler aufbürdet, Investitionen zu machen. Zuschüsse für Kitas sind «Investitionen in die Zukunft» die «mehrfach zurückgezahlt werden». Wie genau kann man nicht sagen, aber irgendein Nutzen wird sich schon finden. Gleiches gilt auch für Subventionen für den öffentlichen Verkehr, in die Kultur, die Biodiversität und für Velowege. Selbst Rüstungsausgaben werden als Investition betrachtet, «in die Sicherheit» diesmal.

 

Volkswirtschaftlich bilden Investitionen einen Kapitalstock, der dann Erträge abwirft und diese, wenn es gut geht, amortisiert. So liessen sich mit etwas gutem Willen staatliche Infrastrukturausgaben als Investitionen bezeichnen, solange sie einen konkreten Nutzen haben. Meistens geht es aber bei der inflationären Verwendung des Begriffs darum, Kosten oder gar Verschwendung von Steuergeldern zu verschleiern. Eine «Investition» klingt einfach besser, wer kann da schon etwas dagegen haben. Nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung wird da niemand mehr fragen.

 

Leider hat die «Investition» auch schon die privaten Haushalte erfasst, was dann einen Kleinkredit rechtfertigt. Man «investiert» in ein neues Auto, dabei ist das nichts als ein langlebiges Konsumgut und wirft in Zukunft niemals einen Ertrag ab.

 

Natürlich gibt es staatliche Aufgaben, die etwas kosten dürfen. Einige Aufgaben müssen oder können durch den Steuerzahler getragen werden. Aber man täte gut daran, es auch so zu benennen, besonders wenn es sich um wiederkehrende Ausgaben handelt, wie dies bei den Pseudoinvestitionen meistens der Fall ist. Fatal ist nämlich, wenn echte, einmalige Investitionen dann mit solch wiederkehrenden Ausgaben verglichen werden. «Für die Autobahn ist Geld da, aber nicht für die Kita». 

 

Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, die Benennung einer Ausgabe spiele letztlich keine Rolle. Nur fehlt dann unter Umständen das Geld für tatsächliche Investitionen, beispielsweise in die Strominfrastruktur (die Erträge abwerfen würden). Politisch unerwünschtes, z.B. ein neues Kernkraftwerk, ist dann plötzlich keine Investition mehr, sondern nur ein Kostenblock.    

 

Norbert Brestel, Zürich

 

 

Mit Norbert Brestel konnte Weissenstein & Partner einen Gastautor gewinnen, der sich mit Beiträgen zu aktuellen Wirtschaftsthemen äussert. Mit der losen Serie "In VWL nicht immer aufgepasst" beschäftigt ihn insbesondere der Umstand der weitverbreiteten Unwissenheit bezüglich einfacher volkswirtschaftlicher Zusammenhänge, die weder durch die Politik noch die  Bildungsinstitutionen ausreichend adressiert werden.

 

Norbert Brestel war nach einem Betriebswirtschaftsstudium an der HSG mehr als 35 Jahre in der Finanzindustrie tätig und verantwortete zuletzt für einen internationalen Asset Manager die Verwaltung massgechneiderter Aktien- und Fixed-Income Mandate. Seit 2023 ist er selbständiger Berater für einige Stiftungen.

Kommentieren

Zurück zur Übersicht