Tea@Weissenstein
Rolf Kaufmann
ist ein klassischer Private Banker von altem Schrot und Korn. Ein Begriff übrigens, der nicht aus der Welt der Jäger stammt, sondern seinen Ursprung in der mittelalterlichen Münzprägung findet. Umgangssprachlich bezieht er sich auf Eigenschaften wie "echt, rechtschaffen, ehrlich und aufrichtig oder wahrhaftig." Charakteristiken also, die ehedem dem Berufsstand des Bankiers zugeschrieben wurden, heutzutage aber zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung kaum mehr zutreffen.
Wir sind froh, mit Rolf einen Partner gewonnen zu haben, der diese Werte hoch hält und mit dem wir gemeinsam die nächste Wachstumsphase von Weissenstein & Partner einläuten.
Beim Tea@Weissenstein fühlen wir Rolf auf den Zahn und heissen ihn herzlich willkommen:
Der Bank(i)er
Was hat Dich ins Geschäft mit Privatkunden geführt - Zufall oder Kalkül?
Streng genommen bin ich ein Quereinsteiger. Ich habe Jura an der HSG studiert. Die Kombination zwischen Recht und Wirtschaft erschien mir damals als ziemlich attraktiv, praxisnah und damit sehr "lebenstauglich". Ich bin, auch wenn ich mich von der Juristerei als Tätigkeit abgewendet habe, froh um die "Denkschulung", die man während des Jura-Studiums durchmacht. Und als Bank(i)er kommt einem juristisches Grundwissen ohnehin sehr oft zupass.
Womit ich zum Begriff Bank(i)er kommen möchte. Dieser hatte und sollte nach wie vor die Bedeutung eines verlässlichen Beraters für seine Klienten haben, ähnlich einem Anwalt oder einem Arzt.
Bankier tönt nobel und ehrenwert, den Begriff Banker assozieren viele Menschen eher mit überrissenen Boni, ruchlosen Geschäftspraktiken und latent unethischem Verhalten.
Der Begriff Bank(i)er mag einen leicht verstaubten Klang haben, daher betone ich gerne und absichtlich das I in "Bank(i)er". Ich erachte den Aspekt der Vertrauenswürdigkeit, des Miteinbezogenseins in zum Teil höchst private Verhältnisse als mit das Spannendste an diesem Beruf. Man erhält Einblicke in familiäre Konstellationen und findet sich bisweilen eher in der Rolle des Psychologen oder Coach, denn denn in jener des Finanzberaters. Das Vertrauensverhältnis zum Klienten ist der Kern einer langfristigen und erfolgreichen Geschäftsbeziehung, so wie es das Verständnis des klassischen Banquier Privé war und ist.
Die Finanzbranche, insbesonder das Banking, hat spätestens seit der Finanzkrise viel an Glanz und Glamour verloren. Eine gewisse Anglosaxonifizierung der Protagonisten hat einiges dazu beigetragen, dass der Lack des Berufsbildes Bank(i)er so manchen Kratzer abbekommen hat. Kommt hinzu, dass sich der Finanzsektor nicht eben durch eine ausgeprägte, intrinsische Lernfähigkeit auszeichnet.
Was mich allerdings an dieser Diskussion ziemlich stört, ist das undifferenzierte Bashing der Finanzbranche. Denn Hand aufs Herz: Exzesse, grössenwahnsinniges und egogesteuertes Gebaren gibt es zuhauf auch in anderen Industrien und, nicht zu vergessen, im öffentlichen Sektor oder in der Politik, im Showbiz oder im Sport. Und es gibt in der Finanzbranche wie überall auch abertausende, die jeden Tag einen tollen Job machen.
Welche Meilensteine Deiner beruflichen Karriere werden Dir immer in Erinnerung bleiben?
Da denke ich insbesondere und gerne an das Jahr 2007 zurück, in dem ich zum Teilhaber von Wegelin & Co. ernannt worden bin. Dieser "Ritterschlag" erfolgte in einer Phase, in der die damals älteste Bank der Schweiz einen unglaublich guten Lauf und ein fast schon ungeheuerliches Momentum hatte. Darüber hinaus genoss Wegelin vor allem dank der starken Präsenz von Konrad Hummler so etwas wie Kult- und Anarchiestatus (ich komme darauf noch zurück). Die darauf folgende Zeit, in der man gleichzeitig selbständig Ideen und Initiativen umsetzen und dabei auf einen starken und verlässlichen "Backbone" vertrauen konnte, war karrieremässig und für die Persönlichkeitsentwicklung schlicht grossartig. Ich habe so etwas nie mehr wieder erlebt oder ein solch inspirierendes Umfeld vorgefunden - vermutlich hat die überbordende Regulierung ihre Kinder gefressen.
Mit welchen Erwartungen steigst Du bei Weissenstein & Partner ein?
Für die Antwort auf diese Frage möchte ich an meine vorherigen Ausführungen anknüpfen. Ich denke, dass man sich in jüngerer Zeit zu weit vom Bankier, wie er dem Schriftsteller Fernando Pessoa (Ein anarchistischer Bankier) vorschwebte, entfernt hat. Nur wenige äussern sich zu gesellschaftlichen bzw. politischen Themen, Vieles ist Mainstream, und nur wenige trauen sich, gegen den Strom zu schwimmen, wo doch nur tote Fische mit dem Strom schwimmen (frei nach Jean-Claude Biver). Der Bank(i)er sollte in einem gewissen Sinne und in gesundem Masse ein Anarchist sein und diese Eigenschaft mit jener des Dienenwollens auf sich vereinen. Ich denke, dass ich bei Weissenstein diesen, im positiven Sinn anarchistischen Spirit gefunden habe.
Auf persönlicher Ebene ist mir ein Umfeld wichtig, in dem ich mich frei und authentisch bewegen und entfalten kann. Mit 25jähriger Berufserfahrung weiss ich so allmählich, wie der berühmte Hase läuft, was nicht bedeutet, dass man nicht offen für Neues sein sollte. Im Gegenteil: Fintech, Krypto, ESG sind bspw. Themen, die uns noch stark beschäftigen werden.
Der direkte Kundenkontakt ist und bleibt die Essenz dieses Berufs und macht ihn deshalb auch so anspruchsvoll und bunt, wohl nicht zuletzt, weil es um das Gut Geld geht. Aber Geld sollte vielleicht mehr als Energie verstanden werden, unter besonderer Berücksichtigung seiner Herkunft, die hier in einem übergeordneten Sinn gemeint ist. Was soll das Geld, was will ich mit meinem Geld erreichen oder bewirken? Welches sind meine Anliegen und Werte, zu deren Erreichung oder Erhalt ich mein Geld einsetzen will? Solche Fragestellungen machen den hohen Reiz des Bank(i)erberufs aus und werden, so meine Hoffnung und gleichzeitig auch Überzeugung, zur Legitimation und vielleicht neu zu definierender Wertschätzung dieser Berufsgattung beitragen.
Ich freue mich sehr über mein neues berufliches Umfeld und bin überzeugt, hier kreative Ideen umsetzen zu können. Ich erlebe eine ausgesprochen hohe Kollegialität und Untersützungsbereitschaft. Dafür bin ich meinen neuen Kollegen und ebenso sehr meinen langjährigen und loyalen KundINNen sehr dankbar.
Rolf Kaufmann
Nicholas Daxelhoffer
Lieber Rolf, ich hoffe Du hast erneut ein bereicherndes Umfeld gefunden und wünsche Dir viel Glück und Erfolg in der weiteren Entwicklung als Bank(i)er. Ganz herzlich - Nicholas
Hannelore Scheele
Lieber Herr Kaufmann, ich schätze Sie als Mensch und als Bank(i)er, das möchte ich auch auf diesem Wege einmal kundtun. Viel Glück und Erfolg für die Zukunft. Herzlichst - Hannelore und Bob Scheele