BRÜGGLER
Der individuelle Zeitmesser aus Zürich
Die Geschäfte der Luxusgüterhersteller laufen gut. Der Besitz von Rolex Uhren, Hermes Handtaschen etc. zeigt Wohlstand, Image und individuelle Identität, obwohl es sich eigentlich um Massenware handelt. Insbesondere die aufstrebende asiatische Mittelschicht verhilft den Grosskonzernen weiterhin zu hohen Wachstumsraten. Im Schatten der dominierenden Konglomerate entwickeln sich aber insbesondere in westlichen Märkten Private Labels und "Micro Brands", die Uhren, Brillen, Fahrräder und vieles mehr auf individuelle Bedürfnisse angepasst, verkaufen. Eine neue, junge Käuferschicht erobert den Markt und sie hat zunehmend andere Vorstellungen von Luxus.
Auch für die Uhrenindustrie scheinen die Ampeln auf Grün zu stehen. Die Exporte legen zu und die Referenzgrösse der Branche, Swatch, berichtet von ausgezeichneten Zahlen. Aber: alles läuft nicht rund in der Branche, wie der Niedergang der Basler Uhrenmesse "Baselworld" oder der Coup von Audemars Piguet gegen den Uhrenhandel zeigen. Gleichzeitig boomt das Geschäft mit Smartwatches von der Apple Watch bis zu den Fitnesstrackern. Zusammen mit den sich ändernden Präferenzen der Millennials oder der Generation Z (Jahrgänge 2000-2015; sie tragen gar keine Uhren mehr) kommen anspruchsvolle Zeiten auf die Schweizer Uhrenhersteller zu.
In diesen Zeiten des Umbruchs setzt das Unternehmerpaar Michael und Katarina Brüggler mit ihrer gleichnamigen Uhrenmarke auf Qualität, Handwerkskunst und Individualität. Im Gespräch erklären sie uns, wie BRÜGGLER mit unkonventionellen Ideen und echter Leidenschaft für die Uhrmacherkunst einen Platz am Schweizer Uhrenmarkt erobern will.
Wir haben es erwähnt, die Uhrenindustrie ist im Wandel. Wer sich in diese Branche wagt, braucht nicht nur Mut und einen langen Atem, sondern vor allem auch einen echten USP. Was ist also das Spezielle am BRÜGGLER Uhrenkonzept?
Unsere Kunden können mit uns ihren ganz persönlichen Chronographen kreieren. Sie haben die Möglichkeit, ihre Individualität mit dem Besten aus der Schweizer Uhrenindustrie zu verbinden. Das "Abenteuer", seinen eigenen Chronographen zu entwerfen ist es, was unsere Kunden fasziniert. Die Freiheit, die eigene Uhr genau so zu designen, wie sie einem am besten gefällt, setzt auch ein gewisses Mass an Selbstvertrauen und Mut voraus.
Ihr Geschäftsmodell sieht auf den ersten Blick verblüffend einfach aus. Eine Website, ein Konfigurator, ein Basismodell und schon lassen sich individualisierte Uhren verkaufen. Wie sind Sie auf die Idee eines "massgeschneiderten" Chronographen gekommen? Wie lange dauerte es von der Idee bis zur ersten BRÜGGLER Kreation?
Gute Ideen sind immer einfach. Einen neuen Brand aufzubauen und täglich hohe Qualität zu liefern, bedeutet vor allem viel Arbeit. Auf die Idee ist meine Frau gekommen. Sie hat eine Affinität für schöne Uhren, Schmuck und Accessoires. Personalisierte Einzelstücke stehen bei ihr ganz oben auf der Wunschliste.
Bis die ersten Uhren auf dem Tisch waren, haben wir zwei Jahre gearbeitet. Um fünf Uhr aufstehen und ab in den Jura zu den Lieferanten. Wir sind keine "One Man Show" - hinter uns stehen die besten KMUs und Uhrmacher der Branche. Diese Spezialisten produzieren Gehäuse, Zifferblätter, Zeiger, Appliken, Rohwerke, Gläser, Bänder und Verschlüsse für uns sowie Uhrenmarken wie z.B. Breitling, IWC oder Hermes. Aber nur bei uns kann man den Chronographen selber zusammenstellen.
Die Idee, seine eigene Uhr zu designen ist bestechend. Fängt man aber an, auf dem BRÜGGLER Uhrenkonfigurator seine eigene Kreation zu visualisieren, ist man schnell überfordert, denn es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Bieten Sie Hilfestellung beim Entwerfen des persönlichen Chronographen?
Viele Kunden wünschen Unterstützung, die wir mit persönlicher Beratung gerne bieten. Dazu gehören beispielsweise 2-3 Designvorschläge basierend auf den Ideen der Kundschaft.
Tausende von individuellen Uhren lassen sich kreieren, d.h. eine anspruchsvolle Produktions- und Lagerlogistik mit einer Vielzahl von spezialisierten Zulieferern stecken hinter einer BRÜGGLER Uhr. Können Sie uns erklären, was nach dem Absenden der Online Bestellung passiert, bis der Käufer seine Uhr in Empfang nehmen kann?
Aus den einzelnen Bestellungen stellen wir eine Liste zusammen. Die Codes für jedes Teil können wir aus dem System ziehen. Die Liste bekommen dann alle, die an dem Prozess beteiligt sind. Am längsten dauert es, das Band auf Mass und das individuelle Zifferblatt zu fertigen. Das Zusammensetzen und die fluoreszierende Leuchtmasse auf die Appliken und die Zeiger anzubringen, brauchen weniger Zeit.
Eine Eigenheit der Uhrenbranche ist der Umstand, dass grosse Beträge ins Marketing gesteckt werden müssen, um eine Marke zu pflegen, geschweige denn aufzubauen. BRÜGGLER muss aus naheliegenden Gründen andere Wege gehen. Mit welcher Strategie wollen Sie Ihre potentielle Kundschaft erreichen?
Eine Luxusmarke aufzubauen braucht sehr viel Zeit. Hat man Spass an dem was man macht und die Kosten im Griff, dann ist das kein Problem. Was wir wollen, sind glückliche Kunden. Wir glauben, das ist eine einfache, aber nachhaltige Marketingstrategie. Natürlich könnten wir schneller wachsen, wenn wir mehr ins Marketing investieren würden. Um unsere Expansion zu finanzieren, wäre deshalb auch ein externer Investor willkommen. Bei einer starken Ausweitung der Kosten besteht aber das Risiko, dass wir die Preise für unsere Uhren erhöhen müssten. Das wollen wir aber unter allen Umständen vermeiden, denn unser Preis- Leistungsverhältnis wird von unserer Kundschaft sehr geschätzt. Dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind, zeigen die Verkaufszahlen. In diesem Jahr rechnen wir mit 50% mehr Umsatz. Für einige Modelle gibt es bereits Wartelisten. Käufer von BRÜGGLER Stahlchronographen mit automatischem Uhrwerk müssen sich momentan sieben Wochen gedulden.
"High Level Marketing Events" machen wir im Polo Sport und neuerdings auch im Oldtimer Rallye Sport. Das sind keine teuren Marketingevents, da wir mit den meisten Organisatoren seit vielen Jahren gut befreundet sind und ich auch Polo spiele und Oldtimer gesammelt habe. Wichtig ist, dass man selber aktiv dabei ist und Spass hat. Jemandem etwas aufzuschwatzen ist uns ein Graus.
Sie sind z.B. auf Instagram präsent und haben rund 1'500 Follower. Oris, eine traditionelle Uhrenmarke aus dem Mittelfeld hat 250'000 und ein Flaggschiff wie Rolex steht bei 8.8 Mio. Followern. Was ist zu tun, um die Fangemeinde zu vergrössern?
Wir sind mit einer Portion Skepsis auf sozialen Kommunikationskanälen aktiv. Es gibt viel Schaumschlägerei um das Thema. Für wenig Geld kann man Tausende Follower "kaufen", was aber rein gar nichts über die Loyalität zu einer Marke oder einem Unternehmen aussagt. Instagram z.B. ist eher etwas für jüngere Leute, die günstigere Produkte suchen. Hingegen arbeiten wir auch mit Influencern, wobei auch da der Erfolg nur schwer messbar ist. Generell lässt die "Conversion Rate" durch Social Media Aktivitäten Fragen offen. Bei den klassischen Werbeplattformen (z.B. Lifestyle Magazine, Kino, Zeitungen) sehen wir trotz dem Trend in die digitale Welt für uns Potential, da würden wir gerne mehr machen.
Die meisten unserer potentiellen Kunden sind keine "Computer Geeks" sondern Unternehmer oder leitende Angestellte, die in ihrem Leben schon viel geleistet und verdient haben. Sie geniessen den individuellen und diskreten Luxus, den eine Micro Brand wie BRÜGGLER offerieren kann.
Das Internet als Absatzkanal gewinnt an Bedeutung. Mit Ihrem Uhrenkonfigurator sind Sie heute der Konkurrenz einen Schritt voraus. Ist es möglich, dass eine renommierte Uhrenmarke BRÜGGLER "kopiert" und Uhrenliebhaber künftig ihre eigene Rolex am Laptop kreieren?
Ja, der Internet Verkauf wächst stark und kontinuierlich. Man kann bei diversen Anbietern, die es auch schon vor uns gab, seine Rolex Daytona "customizen". Der Preis dafür liegt im Bereich von CHF 7'000. Eine modifizierte Daytona kostet dann ungefähr CHF 20'000. Wir machen uns daher keine grossen Sorgen, dass wir konkurrenziert werden. Unsere Uhren werden unter höchsten Qualitätsanforderungen 100% in der Schweiz hergestellt. Dies und der Umstand, dass ein auf Mass gefertigter BRÜGGLER Chronograph CHF 3'000 bis 5'000 kostet, lässt uns ruhig schlafen. Unsere Uhren haben eine garantierte Ganggenauigkeit von 0 bis +6 Sekunden maximale Tagesabweichung. Das ist 40% weniger (rsp. präziser) als es der renommierte COSC Standard verlangt, nach dem auch Rolex die meisten ihrer Uhren prüft. Unsere Kunden besitzen oft schon mehrere exklusive Uhren. An unserem Micro Brand schätzen Sie, dass niemand anderer die gleiche Uhr hat und den Namen oft auch gar nicht kennt. Understatement, ohne auf ein cooles Design zu verzichten, das trifft unseren USP vielleicht am besten.
Sie und Ihre Frau Katarina stehen für BRÜGGLER Chronographen - Swiss made to measure. Erzählen Sie uns etwas über das Team BRÜGGLER.
Wir sind beide Uhrenfreaks, betreuen die Kunden und machen das Design gemeinsam. Uhrenhersteller sind wir aus Leidenschaft geworden - man verdient lange nichts und investiert viel Zeit und Geld. Ich bin auch für die technischen und finanziellen Belange zuständig und habe die Uhr im CAD entworfen.
Unser Team ist gross und verteilt sich über mehrere Firmen. An der Herstellung eines BRÜGGLER Chronographen sind bis zu fünf unabhängige Firmen beteiligt, sowie diverse Uhrmacher und Spezialisten. Katarina und ich sind keine ausgebildeten Uhrmacher. Wir verfolgen neben diesem "Venture" noch weitere Aktivitäten. Katarina wirkt als Fernsehproduzentin bei TeleZüri und ich engagiere mich nebenbei noch bei einem Fintech Startup, das eine Payment App im Bereich Remittance und Microcredit entwickelt.
Die nächsten Schritte für BRÜGGLER sind die Verbindung unseres Konfigurators mit einem Webstore, das Realisieren einer 3 Zeiger Uhr, ein Chronograph mit skelettiertem und/oder durchsichtigem Zifferblatt. Wir haben auch einige Ideen in Bezug auf NFC (Near Field Communication). Die wichtigsten Projekte und Materialneuheiten kann ich natürlich nicht verraten. Wer über Neuigkeiten rund um BRÜGGLER informiert sein möchte, der darf uns gerne auf Instagram, rsp. Facebook folgen, oder unseren Newsletter abonnieren.
In unserer Kolumne "Unternehmer" kommen Persönlichkeiten mit ihren Geschichten zu Wort. Der Fokus liegt auf Startups und Geschäftsideen, die mutig, ausgefallen und verständlich sind.
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